Notfalltag Leverkusen 2011

Programm: flyer_2011.pdf

Bereits zum 18. Mal fand am 13.11.2011 der „Notfalltag Leverkusen“ in den Räumen der BayKomm statt. Dabei handelt es sich um eine anerkannte Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und nicht- ärztliches Personal, die vom VfR, dem Verein zur Förderung des Rettungsdienstes e. V. Leverkusen, organisiert und finanziert wird.

NEF Leverkusen

Der VfR ist ein gemeinnütziger Verein, der 1993 gegründet wurde, um die medizinische Ausstattung des Rettungsdienstes der Stadt Leverkusen zu verbessern durch Anschaffung von Produkten, die nicht in der Normbeschaffung vorgesehen waren. Zudem sollte die psycho- soziale Unterstützung angestoßen und Fortbildungen für Interessierte angeboten werden. Die Gründung erfolgte durch einen Feuerwehrbeamten und einen Feuerwehrarzt. Zum heutigen Zeitpunkt hat der VfR etwa 250 Mitglieder. Die Etablierung des Notfalltages als bundesweit anerkannte und bekannte Veranstaltung ist einer der großen Erfolge des Vereins, kann man doch beobachten, dass mittlerweile Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen. Die Leitung des Vereins hat Oberbrandmeister Thorsten Kreutz inne, sein Stellvertreter ist Dr. Frank Eichler.

Der Verein wie auch der Notfalltag an sich werden durch namhafte Sponsoren aus der Gesundheitsindustrie unterstützt. So stellt das Unternehmen „Currenta“ die Räumlichkeiten in jedem Jahr kostenlos zur Verfügung. Es kann jedoch jeder, dem es ein Anliegen ist, die Vereinsarbeit zu unterstützen, Mitglied werden.

In diesem Jahr war der Ansturm interessierter Besucher besonders groß. Die geschätzte Teilnehmerzahl lag bei ca. 360 Personen. Es war daher notwendig, die Veranstaltung auf eine Großbildleinwand im Foyer zu übertragen, da die Kapazität der Sitzplätze im eigentlichen Veranstaltungssaal schnell ausgeschöpft war.

Es konnten insgesamt vier Referenten gewonnen werden, die jeweils eine Stunde über ein bestimmtes Thema gesprochen haben, das einen Bezug zu bestimmten Situationen und Problemfällen im Alltag der Notfallretter hat.

Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte dieses Jahr erstmals durch Oberbrandmeister Markus Leis, den Kassenwart des VfR, der sich selbst als „das optische Zugpferd des Vereins“ bezeichnete. An sich wird die Begrüßung der Zuhörer Jahr für Jahr durch Herrn Dr. Eichler vorgenommen, doch hatte dieser ca. eine Woche zuvor einen Sturz mit dem Mountainbike erlitten und sich dabei einen Oberarmbruch zugezogen. Er wurde am Notfalltag selber erst aus dem Krankenhaus entlassen und war daher in diesem Jahr nur als Zuhörer anwesend.

Das erste Thema „Erfahrungen und Lehren aus Großveranstaltungen am Beispiel der Love- Parade in Duisburg und des Massachusetts- Marathons“ wurde durch Dr. med. Frank Marx, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Duisburg, vorgetragen. Dabei gab er einen umfangreichen Einblick in die sanitäts- und rettungsdienstlichen Planungen im Rahmen der Love- Parade in Duisburg. Er beschrieb den rettungsdienstlichen Einsatz in dem Tunnel, in dem es zur Massenpanik mit insgesamt 21 Toten und mehr als 500 Verletzten kam, aus seiner Sicht. Er bekundete tiefen Respekt gegenüber den ehrenamtlichen Helfern der Hilfsorganisationen. Am Tag des Unglücks waren insgesamt 1433 Helfer und 59 Notärzte an 30 Hilfsstationen im Einsatz. Herr Dr. Marx empfahl, notärztliche Kompetenz bereits bei der Planung im Rahmen solcher Großereignisse zu berücksichtigen.

Im zweiten Teil seines Referates ging er auf das US- amerikanische Rettungswesen am Beispiel des Bundesstaates Massachusetts ein.  Am Beispiel des Massachusetts- Marathons zeigte er Besonderheiten auf, die bei der notfallmedizinischen Betreuung von Läufern zu berücksichtigen sind.

Im Anschluss referierte Prof. Dr. med. Peter Mallmann, Direktor der Universitätsfrauenklinik Köln über das Thema „Der erste Schrei- Geburt und Notfälle in der Schwangerschaft“. Der Schwerpunkt des Vortrags lag auf der Frage, ob eine Gebärende, nachdem die Geburt einmal begonnen hat, noch in die Klinik transportiert werden kann oder ob das Kind risikoärmer im Rettungswagen, zu Hause oder gar im Auto zur Welt kommt. Prof. Dr. Mallmann hob sich von anderen Referenten insbesondere dadurch ab, dass er den Vortrag durch die Zuhilfenahme von veranschaulichenden Materialien auflockerte und verständlicher machte. Dazu benutzte er jedoch nicht etwa einen Laptop mit entsprechenden Folien, einen Overheadprojektor oder ähnliches. Er nahm sich vielmehr zwei leere Pfandflaschen zu Hilfe, die die beiden Schenkel der gebärenden Frau darstellen sollten. Dazwischen schob er den Kopf einer Säuglingspuppe und simulierte auf diese Weise, was bei einer Geburt geschieht, beziehungsweise was zu tun ist, wenn etwas nicht so passiert, wie es sollte.

 

Nach einer kurzen Mittagspause, in der der VfR Getränke und belegte Brötchen als kleine Stärkung kostenlos bereitstellte, folgte der Vortrag von Prof. Dr. med. Bertil Bouillon, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie Universitätsklinikum Witten/ Herdecke, Campus Köln Merheim zu dem Thema „Die neue Polytrauma- Leitlinie- moderne Konzepte für Schwerverletzte“.  Diese neue S3- Leitlinie wurde unter besonderer interdisziplinärer Zusammenarbeit erstellt und von Herrn Prof. Dr. Bouillon unter dem Aspekt erläutert, wie die Empfehlungen zu verstehen sind. Anhand von Registerdaten zeigte der Referent eindrucksvoll die Fortschritte der Traumaversorgung auf, die sich in einer deutlichen Verbesserung des Überlebens im Laufe der Jahre niedergeschlagen haben. Er warb darüber hinaus für die Etablierung und Weiterentwicklung von Traumanetzwerken, in welchem regionale, überregionale oder lokale Kliniken zusammenarbeiten. Dadurch können bestimmte Ausstattungsmerkmale wie Hubschrauberlandeplatz, eigener Schockraum, Computertomographie, Not-OP, Intensivstation, Blutbank, etc. sowie die ausgewiesene Fachqualität und 24-stündige Verfügbarkeit notwendiger Fachkompetenz in der Versorgung Schwerverletzter in den relevanten Bereichen  bestmöglich genutzt und eingesetzt werden. Neben der Struktur-, Ergebnis- und Prozessqualität in der Versorgung von Schwerverletzten jeder einzelnen Klinik sollte eine enge organisatorische und fachliche Kooperation der Kliniken in einem regionalen TraumaNetzwerk erfolgen (Regelung der Zu- und Rückverlegung von Schwerverletzten, gemeinsame Qualitätszirkel, definierte Kommunikation mit Rettungsdiensten und teilnehmenden Kliniken).

 

Zuletzt gab Herr Guido Kaiser, GIZ Nord, Universitätsmedizin Göttingen einen tieferen Einblick in das Thema“ CN ( Cyanide ), CO ( Kohlenmonoxid ) und Co.- Behandlung von ( Rauch- ) Vergiftungen“. Er ging insbesondere auf Vergiftungen mit Blausäure, Kohlenmonoxid und anderen Noxen - insbesondere im Rahmen von Rauchgasinhalationen - ein. Neben klaren Empfehlungen für die Therapie zeigte er auch diagnostische Möglichkeiten auf. Zudem stellte er eigene Studienergebnisse zu Rauchgasvergiftungen vor und er bat darum, durch die Abnahme und Asservierung von Blutproben die Diagnostik im Einzelfall aber auch die Studie des GIZ- Nord weitergehend zu unterstützen.

 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch der 18. Notfalltag Leverkusen wieder ein voller Erfolg gewesen ist, den viele der anwesenden Zuhörer nicht bloß aufsuchen, um die obligatorischen Fortbildungsbescheinigungen zu erhalten, sondern auch und vor allem, um die interessanten und anschaulichen Vorträge nicht zu verpassen. Sollten die Teilnehmerzahlen auch zukünftig derart rapide ansteigen, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein bis die bisherigen Räumlichkeiten dem Ansturm nicht mehr gewachsen sind. Dann bliebe als letzte Lösung irgendwann nur noch ein Ausweichen in die BayArena.

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